1000 Hörner in Düsseldorf: "Finger weg vom Jagdrecht".

Um es vorweg zu nehmen: Zahlenmäßig war die Demonstration gegen die Novellierung des Jagdrechts kein Erfolg. Es mögen nur rund 250 Jäger gewesen sein, die am 22. September 2012 vor dem Landtag in Düsseldorf demonstriert und der rot-grünen Landesregierung und speziell dem Minister Remmel Widerspruch und Widerstand gegen die ideologisch motivierte und ökologisch unsinnige Reform des Jagdgesetzes in Nordrhein-Westfalen signalisiert haben. Die Veranstaltung war jedoch ein qualitativer Erfolg und hat mit Sicherheit dazu geführt, dass durch die Vorbereitungen und das Treffen in Düsseldorf die Spitze und der Motor einer Graswurzelbewegung gegen Jagdfeindschaft entstanden ist.
Den Jägern standen rund 200 Gegendemonstranten gegenüber, die sich im Wesentlichen aus dem üblichen Sammelsorium von ganz jungen Jugendlichen, wenigen schwarz gekleideten Berufsdemonstranten, in Teilen gewaltverherrlichenden Tierrechtlern und vertrocknet aussehenden ältlichen Männlein und Weiblein mit Tierschutzmotiven rekrutierten. Sie waren so deutlich getrennt von den Jägern, dass lediglich ein schwach zu vernehmendes Trommeln und Pfeifen an sie erinnerte, das nicht wirklich störte. Das Gros dieser Leute bewies, dass sie nicht ernst zu nehmen sind und sich im wirklichen Leben wenig von den meistens unqualifizierten Posts im Internet abheben.
Der massive Polizeieinsatz gewährleistete zu jedem Zeitpunkt eine völlig ungestörte Demonstration und An- und Abreise. Es dürfte kein Zufall gewesen sein, dass die Polizei so massiv vertreten war und mindestens 15 Berittene und entlang der Veranstaltung ebensoviele Mannschaftswagen zu sehen waren. Tierrechtler sind in Teilen gewaltbereit und gewaltverherrlichend und scheuen oft genug bei ihrem Protest nicht vor illegalen Aktivitäten zurück.
Der Landesjagdverband NRW hat sich mit der in Teilen perfiden Ausgrenzungsstrategie gegen diese Veranstaltung, mit dem Totschweigen dieses Protestes und der teils realitätsfremden Beschreibung der Situation der Jagdpolitik in NRW letztlich einen Bärendienst erwiesen. Die Unzufriedenheit mit den vertrockneten Funktionärsstrukturen, mit der politischen Kungelei mit dem Gegner und dem Fehlen einer klaren Kante gegen Waffenrechts- und Jagdrechtseinschränkungen ist trotz des geringen Zuspruchs zu der Veranstaltung der 1.000 Hörner mittelfristig nicht mehr zu verdecken. Wenn das neue Jagdrecht in NRW so nachteilig ausfällt wie zu vermuten ist, wird dieses Ergebnis die Sollbruchstelle der organisierten Jägerschaft sein. Dann ist es amtlich, dass der Kuschelkurs mit rot-grün versagt hat. Und das wird passieren.

Klaus Gummersbach, einer der wesentlichen Organisatoren, hat eine
bemerkenswerte Arbeit für den Erhalt der Jagd wie wir sie kennen geleistet

Wenige entschlossene Jäger werden in der Lage sein, die Jägerschaft
stärker mit in die Zukunft zu nehmen als die Appeasementpolitiker des LJV

Das besondere in Düsseldorf waren die Teilnehmer. Die Altersstruktur entsprach nicht der der üblichen Hegeringsitzungen. Die Teilnehmer waren überspitzt gesagt jünger, weiblicher, urbaner und engagierter als die übliche Altmännerriege, die leider oft genug die Jagd repräsentiert. Diese Leute werden in der Lage sein, den Gedanken hinter der Demonstration der 1000 Hörner weiterzutragen - wenn sie sich nicht von der Teilnahmslosigkeit vieler Jagdkameraden und erst Recht der Funktionärscliquen entmutigen lassen.
Ein Vertreter der Jäger aus Luxemburg fand deutliche Worte über die eigentlichen Ziele der Jagdgegner - auch der im Ministerium. Die Nagelprobe, so legte er nahe, ist die Frage, ob diese Leute der Jagd überhaupt eine kulturelle, menschliche und ökonomische Berechtigung beimessen oder nicht.
Wir wissen, dass es bei der Salamitaktik im Jagd- und im Waffenrecht dem Gros der Gegner darum geht, die private Jagd und den legalen Waffenbesitz langfristig abzuschaffen und um nichts anderes.
Aus einem Flugblatt, das bei der Gegendemonstration verteilt wurde:
"Was im Wald vor sich geht, wenn der Jäger sein Jagdhorn bläst, weiß in der Regel jedes Kind. Jäger töten Tiere. Die Tatsache, dass Jäger für millionenfaches Leid verantwortlich sind, ist Grund genug, sich aktiv gegen die Jagd einzusetzen. ... Nicht unbeachtet bleiben sollten zudem die Schmerzen die angeschossene und verwundete Tiere bei ihren Fluchtversuchen erleiden, die qualvollen Todeskämpfe derjenigen, die über mehrere Tage hinweg in den Fallen verenden ... und nicht zuletzt auch hundertausende so genannte 'Haustiere', die 'nebenbei' zu Opfern der Jäger werden. ... Dass die Jagd als 'wertvolle Tradition' aufrecht erhalten werden konnte, ist maßgeblich der Öffentlichkeit der Jagdverbände zu verdanken, die ihr blutiges Hobby nach außen als gewissenhaften Naturschutz und liebevolle Tierpflege ausgeben.  ... Tatsächlich werden von den Jägern große Mengen Futtermittel ausgelegt. ... 'Gehegt' werden schließlich lediglich diejenigen Tiere, die für die Jäger ein attraktives Jagdziel darstellen. ... Die Jäger haben selbst in die Vorgänge im Wald und auf den Feldern eingegriffen und sogar ganze Tierarten ausgerottet bzw. aus bestimmten Gebieten vertrieben, wie z.B. Wölfe. Die vermeintliche Naturverbundenheit und der so genannte Naturschutz sollen die Brutalität, den Schmerz und den Tod, den die Jäger verursachen, verbergen. Die Opfer sind Millionen von nichtmenschlichen Individuen, deren einzigartiges Leben ausgelöscht wird".
Das Flugblatt ist presserechtlich nicht korrekt zuzuordnen. Als Urheber erscheint lediglich tierbefreiung-hamburg.org.

Der Jäger, Die Pirsch und andere Jagdmedien werden berichten. Der Rheinisch-Westfälische
Jäger des LJV wohl nicht. Ein solches Ereignis im eigenen Bundesland totzuschweigen ist dann
aber nur durch Zensur erklärbar.

Warum kann er statt den Luxemburger Jägern nicht die in NRW anführen? Danke den
Jagdkameraden aus Luxemburg und Holland, die anwesend waren.

Die einzigen wirklich wahrnehmbaren Gegendemonstranten waren vier ältliche Leute, die durch wenig gehaltvolle Zwischenrufe auffielen und bei dem ein oder anderen eher Mitleid erregten. Im Hintergrund wurde kurz ein Plakat hochgehalten, auf dem irgend etwas von "Jagd" und "Mord" stand. Die Polizei forderte die fünf Jugendlichen so schnell auf, an anderer Stelle damit zu demonstrieren, dass sich kein Foto machen ließ.


Was soll man aus der Veranstaltung in Düsseldorf lernen? Ganz persönlich folgendes:
1) Montag aus dem LJV austreten und diese Politik nicht mehr mit Beiträgen unterstützen.
2) Die Pirsch abonnieren. Aus dem etwas muffigen Heft, das man vor vielen Jahren während der Zeit der Jägerprüfung irgendwie unaufgefordert zugeschickt bekam, hat sich unter dem neuen Chef schon lange ein ultraengagiertes Blatt entwickelt, dessen Artikel zu jagdpraktischen Themen erstklassig sind. Es bedarf eigentlich deshalb keines Anlasses, endlich auf ein Abo umzusteigen. Aber diese Leute haben auch durch ihre Berichterstattung über die Jagdpolitik Schneid bewiesen, den man honorieren muß.
3) Und schließlich ist auch im Bekanntenkreis meine Geduld endgültig am Ende, nach dem dritten Bier Jammern und Klagen anzuhören, wie schlecht es doch der Jagd heute geht. "Wo seid Ihr gewesen, als wir in Düsseldorf waren?", werde ich dann fragen, wenn es wieder so weit ist und mich einfach einen Tisch weiter setzen. Und wenn es wieder so eine Demonstration gibt, dann bin ich dabei!


Gastbeitrag eines Teilnehmers. Vielen Dank!